2020 hat das Land NRW eine Analyse der beliebtesten Schulfächer gestartet. Dabei wurde auf die Wahl des Leistungskursfachs abgestellt.[1]
Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, dass sie sehr objektiv ist. Mit der Wahl des Leistungskurses haben sich die Schüler länger auseinandergesetzt. Auf der anderen Seite kann ein Leistungskurs auch danach gewählt werden, wie gut man darin ist, oder welche Note man in diesem Fach erwartet. Nicht zwingend muss der Spaß oder die Lust im Vordergrund der Entscheidung stehen.
Zudem bezieht sich die Auswertung durch die verwendeten Ausgangsdaten auf Abiturienten; die Lieblingsfächer in anderen Stufen können abweichen. Insgesamt wurden 71.100 Schüler betrachtet, die sich auf 39.300 Abiturientinnen und 31.800 Abiturienten aufteilen.
Rang | Leistungs |
Anteil der Abiturienten in % |
1 | Englisch | 40,9 |
2 | Deutsch | 33,2 |
3 | Mathematik | 32,6 |
4 | Biologie | 20,2 |
5 | Erdkunde | 16,1 |
6 | Pädagogik | 12,3 |
7 | Geschichte | 12,2 |
8 | Sozial |
8,8 |
9 | Physik | 5,7 |
10 | Sport | 4,5 |
* Dickgedruckte Fächer werden als MINT-Fächer betrachtet |
Mathematik kommt als beliebtestes MINT-Fach erst auf Platz 3 der meistbelegten Leistungskurse. In einer anderen Umfrage bezeichnen 21% der Deutschen über 18 rückwirkend Mathematik als ihr Lieblingsfach.[2] Englisch und Deutsch reizen die Abiturienten mehr. Biologie und Erdkunde folgen auf den Plätzen vier und fünf. Physik rangiert in der Gesamtbewertung nur auf Platz 9. Informatik und Chemie schaffen es gar nicht erst unter die Top 10 der favorisierten Leistungskursfächer.
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Wesentlich interessanter als die Gesamtbetrachtung, ist die Auswertung nach Mädchen und Jungen. Hier zeigen sich starke Unterschiede in der Wahl der Leistungskursfächer.
weiblich | männlich | |||
Rang | Leis |
Anteil % | Leis |
Anteil % |
1 | Eng |
44,8 | Mathe |
43,3 |
2 | Deutsch | 41,7 | Eng |
36,1 |
3 | Mathe |
24,0 | Deutsch | 22,6 |
4 | Bio |
22,6 | Erd |
20,6 |
5 | Päda |
18,7 | Bio |
17,2 |
6 | Erd |
12,6 | Geschich |
15,0 |
7 | Geschich |
10,0 | Sozial |
10,8 |
8 | Sozial |
7,2 | Physik | 10,4 |
9 | Kunst | 5,5 | Sport | 7,0 |
10 | Chemie | 3,1 | Chemie | 5,8 |
* Dickgedruckte Fächer werden als MINT-Fächer betrachtet |
Bei der Betrachtung der zwei Geschlechter zeigen sich mehrere Unterschiede. Zunächst ist ersichtlich, dass nur 24% der Mädchen Mathematik als Leistungskursfach wählten (Platz 3). Mit 43,3% aber fast doppelt so viele Jungen, womit Mathe das beliebteste Leistungskursfach bei den männlichen Schülern ist.
Bemerkenswert ist auch, dass Physik bei den Jungen mit ganzen 10,4% auf Platz 8 rangiert, es aber bei den Mädchen mit nur 1,9% nicht in die Top 10 geschafft hat (Platz 12).
Bei Erkunde/Geografie, Biologie und Chemie gibt es nur leichtere Unterschiede zwischen den Gendern.
Das Fach Informatik schaffte es weder bei Jungen noch bei Mädchen unter die 10 beliebtesten Leistungskursfächer - nur 2,9% der Abiturienten (Platz 12) und 0,4% der Abiturientinnen (Platz 16) trafen diese Wahl.
Besonders an Mathematik und Physik zeigt sich der weiterhin bestehende gravierende Unterschied zwischen den Geschlechtern bei der Wahl des Leistungskursfaches und damit auch des Lieblingsfaches. Dieser Lücke muss aktiv entgegengewirkt werden.
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In den oben aufgeführten Tabellen zeigt sich, dass insbesondere bei den Mädchen MINT-fremde Fächer hoch im Kurs stehen. Besonders Pädagogik ist mit 18,7% sehr beliebt, wohingegen dieses Fach bei den männlichen Schülern außerhalb der Top 10 angesiedelt ist. Auch die Sprachen Deutsch und Englisch erfreuen sich bei den Schülerinnen weitaus höherer Beliebtheit als das erste MINT-Fach Mathematik. Kunst und Sozialwissenschaften sind ebenfalls bei den Abiturientinnen unter den ersten zehn Plätzen der Liste.
In der Gesamtbetrachtung nehmen die MINT-Fächer bei den Jungen einen höheren Stellenwert ein. Die Neigung zu den Sozialwissenschaften ist ähnlich wie bei den Abiturientinnen. Das Schulfach Sport schafft es jedoch mit ganzen 7% auf Platz 9, noch vor Chemie. Bei den Mädchen ist Sport nicht unter den Top 10, hier nimmt das Fach Kunst diesen Platz ein.
Aus diesen Zahlen lässt sich auch die spätere Studien- und Berufswahl vorhersagen. Viele Mädchen werden in die "SAGE"-Bereiche (Soziale Arbeit, Gesundheit und Erziehung und Bildung) tendieren, wohingegen mehr Jungen MINT-Studienfächer belegen werden.
Bereits in der Schule muss daher auch bei den Schülerinnen die Begeisterung für mathematisch-technische Fächer mehr geweckt werden.
Mehr zur Einordnung der MINT-Fächer erfährst du in unserem Blogbeitrag Welche MINT-Fächer gibt es in der Schule?
In "Bildungsprozesse im MINT-Bereich" ** beschäftigen sich Claudia Quaiser-Pohl und Martina Endepohls-Ulpe mit den Geschlechterunterschieden im MINT-Bereich, vom Vorschulalter bis hin zur Studienwahl. Für die analysierten Probleme zeigen die beiden Herausgeberinnen praktische Lösungswege auf. Das BUch ist bereits etwas älter, hat aber leider nichts an seiner Aktualität verloren.
Aus dem Jahr 2020 stammt die Zusammenstellung "Technische Bildung: Stimmen aus Forschung, Lehre und Praxis" **. In verschiedenen Aufsätzen werden Themen rund um den MINT-Unterricht diskutiert. Gender-Themen werden ebenso angegangen, wie Möglichkeiten zum interdisziplinären Lernen. Wer einen Rund-um-Blick zu aktuellen Schwerpunkten im MINT-Bereich haben möchte, liegt hiermit definitiv richtig!
[1] Abiturleistungskursfächer in NRW 2020
[2] ZEIT Online: Mit Liebe rechnen
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